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2021 Qou Vadis 4. Liga BW Saison 12

Quo Vadis 4. Liga Baden-Württemberg – Teil 4: Stadion und NLZ

Quo Vadis 4. Liga ist eine mehrteilige Serie, die ich vor vier Wochen gestartet habe. Auslöser war das Interview mit Andreas von der OFA. Dieses hat mir nochmal vor Augen geführt, dass die 4. Liga vor einer schleichenden Zäsur steht oder besser gesagt, sich bereits mittendrin befindet.

Teil 1 hat herausgearbeitet, dass sich die Anzahl der 4. Ligen von derzeit 50 bis auf ca. 32 reduzieren wird.

Teil 2 ging der Frage nach, welche Auswirkungen diese Entwicklung auf die 4. Ligen Baden-Württembergs haben wird? Im Ergebnis habe ich berechnet, dass die Gesamtzahl der baden-württembergischen 4. Ligisten zu Beginn von Saison 21 voraussichtlich nur noch ca. 44 Mannschaften betragen wird.

Teil 3 hat sich mit der Frage auseinandergesetzt, welche Durchschnittsstärken bis Saison 21 notwendig sind, um dauerhaft die 4. Liga halten zu können?

Der 4. Teil widmet sich nun der folgenden Frage:

Welche Rolle spielen das Stadion und das NLZ bei dem Ziel, die errechneten Durchschnittsstärken bis Saison 21 zu erreichen?

Stadion:

Das Stadion sollte das erste große Investment in die Infrastruktur sein. Es ermöglicht dauerhaft hohe Einnahmen (Liga und Friendly) und trägt maßgeblich dazu bei, Gehälter, Transfers oder Investitionen ins NLZ zu finanzieren. Die nachfolgende Übersicht zeigt die Stadien aller 70 baden-württembergischen 4. Ligisten:

StadionSportplatz1 – 2 Tribünen3 – 4 Tribünen4 Tribünen Dach Ost-West / alt. voll ausgebaut ohne DachVoll ausgebaut Dach Ost/WestVoll ausgebaut, voll überdacht
Anzahl18258973

Neben der Anzahl der Tribünen ist es auch maßgeblich, ob diese überdacht sind. Mittlerweile hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass sich die Überdachung von Sitzplätzen auf jeden Fall lohnt. Die Überdachung von Stehplätzen rechnet sich erst nach deutlich mehr Saisons. Jeder Manager muss also selbst entscheiden, ob er hierfür freie Mittel einsetzt oder ob diese an anderer Stelle besser eingesetzt sind.

Zum Ende von Saison 12 haben ca. ein Viertel der 4. Ligisten in BW noch nicht das sehr kleine Stadion gebaut und müssen folglich mit dem Sportplatz mit Leihtribünen vorliebnehmen. Etwa die Hälfte aller 4. Ligisten haben zwischen einer und vier Tribünen gebaut. Deutlich fortgeschrittene Stadien (ab vier Tribünen plus Dach aufwärts) hat das verbleibende Viertel. Die Tendenz in den letzten Saisons geht in Liga 4 ganz klar zum voll ausgebauten Stadion und zumindest zur Überdachung der Ost- und Westtribüne, welche in der Regel Sitzplätze haben.

In unserer Liga BW 2 haben wir mit 8 Sportplätzen einen deutlich höheren Anteil im Vergleich zu den anderen BW-Ligen. Dies liegt insbesondere an den vielen Aufsteigern in dieser Saison (7 Stück). Die Übersicht zeigt, dass man sich zum jetzigen Zeitpunkt noch mit den Leihtribünen über Wasser halten kann. Mit dem baulichen Fortschritt bei den bestehenden Stadien der anderen 4. Ligisten werden die Mannschaften ohne Stadion aber in Kürze den finanziellen Anschluss verlieren.

Ich stelle die These auf, dass binnen der nächsten zwei Saisons das sehr kleine Stadion gebaut werden muss, sonst ist der Rückstand im Hinblick auf den Klassenerhalt bis Saison 21 zu groß. Dafür spricht auch, dass inzwischen einige 5. Ligisten die ersten Tribünen des sehr kleinen Stadions gebaut haben und bereits mit den Hufen scharren. Der Bau des kleinen Stadions ist zumindest für mich noch keine Option. Weitere Stadiontypen sind wohl in der Pipeline. Es bleibt abzuwarten, ob diese eine ernsthafte Alternative darstellen.

Nachwuchsleistungszentrum:

Nach 12 Saisons ist der Zeitpunkt erreicht, wo die letzten Startkaderspieler aus der Gründerzeit in absehbarer Zeit in Rente gehen. Dies kann zu massiven Lücken im Kader führen. Dem kann über die zwei altbekannten Wege entgegengesteuert werden: Entweder Kauf von Spielern auf dem Transfermarkt oder Übernahme der Spieler aus dem eigenen NLZ.

Meine Vermutung ist, dass sich das Angebot an bezahlbaren (Top)Spielern, die einen wirklichen weiterbringen, in absehbarer Zeit verringern wird. Wie komme ich drauf?

  • Die top Jugendspieler der 4. Ligisten behalten diese selber. Die sind jetzt schon stark, werden aber aufgrund der besseren NLZs stärkemäßig nochmal deutlich anziehen in den nächsten Saisons.
  • Nicht benötigte Jugendspieler aus den höheren Ligen dürften in den meisten Fällen heißbegehrt und damit sehr teuer sein (Gehalt plus Ablöse)
  • Startkaderspieler von Mannschaften aus den unteren Ligen werden nur noch in den seltensten Fällen das bis Saison 21 benötigte Niveau für die 4. Liga erreichen (zur Erinnerung: Feldspieler ca. 45 %, Torhüter ca. 64 %)

Vereinzelte Lücken im Kader können natürlich auch zukünftig temporär durch ältere Spieler über den Transfermarkt geschlossen werden. Das Groß der Stammspieler wird aber aus dem eigenen NLZ kommen müssen.

Ich denke ein realistisches Ziel ist es, jede Saison zwei Jugendspieler in die Mannschaft zu integrieren, die mittelfristig, oder im Idealfall sofort, Stammspieler werden.  Spieler Nr. 3 und ggf. 4 können (ggf. sofort) verkauft werden, um einen Teil der jährlichen Fixkosten für das Leistungszentrum, Personal und Scouting zu decken.

Wenn man unterstellt, dass die Jugendspieler im Schnitt ca. 11 – 13 Saisons im Verein bleiben, lässt sich auf diese Weise ein dauerhafter Kader mit einer Größe von ca. 24 Mann für den Ligabetrieb unterhalten. Die übrigen Kaderplätze können mit weiteren Jugendspielern oder ggf.  Einkäufen besetzt werden, die für Friendlys und/oder Trading genutzt werden können.

Die nachfolgende Übersicht zeigt die aktuell angezeigte Effizienz einiger NLZs in der BW 2:

Effizienzunter 20 %20 bis 24,9 %25 – 29,9 %30 – 34,9 %35 – 39,9 %über 40 %
Anzahl323111

Mein Dank geht zunächst an die Rückmeldungen aus der Liga. Aufgrund der geringen Anzahl ist die Übersicht nicht repräsentativ für die 4. Liga. Das war aber auch nicht zwingend notwendig. Dennoch lassen sich daraus ein paar Schlüsse ziehen:

  • Die unmittelbar aufgestiegenen Mannschaften haben in der Regel eine Effizienz unter 20 %. Nach den Erkenntnissen von Torny bekommt man erst bei einer Effizienz von über 20 % spürbar bessere Jugendspieler.
  • Etablierte 4. Ligisten haben zumeist eine Effizienz von um die 30 %.
  • Im Bereich NLZ sehr ambitionierte 4. Ligisten erreichen bereits Werte über 35 %.
  • Finanziell top aufgestellt Teams der 4. Liga, wie beispielsweise langjährige 3. Ligisten, kommen auf Werte über 45 %. In diesem Fall das OLVSB Mitglied F.C. Tiki-Taka, welches in BW 3 spielt.

Da wie gesagt in der BW 2 sehr viel Aufsteiger spielen, dürften die durchschnittlichen Werte in den anderen BW-Ligen höher sein. Mit einer Effizienz von um die 30 % sollte man zum jetzigen Zeitpunkt noch ganz gut dabei sein.

Für die (nahe) Zukunft ist aber wie zuvor beschrieben mit (deutlich) steigenden Werten zu rechnen. Auch wenn ich mich mit der nächsten Aussage vielleicht etwas weit aus dem Fenster lehne: Bis Saison 21 werden Effizienzen von 40 % nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel sein.

Unter Berücksichtigung der langen Bauzeiten bei höheren Investitionen ins Gebäude bzw. der langen Einarbeitungszeit (7 Saisons bei Scouting), darf man nicht mehr allzu lange warten, bis man hier seinen Investitionsschwerpunkt aufs NLZ legt.

Insbesondere für die jetzigen Aufsteiger heißt das konkret: Jetzt noch max. zwei Saisons lang das Stadion pushen und dann ordentlich ins NLZ reinballern. Sonst ist man zu spät dran. Soll heißen die Jugendspieler sind dann entweder zu schlecht bei der Generierung bzw. hatten zu wenig Zeit, um Stärke aufzubauen.

Ausblick:

Nach der Sommerpause steht zu Beginn von Saison 13 die fünfte und letzte Ausgabe meines Blogs Quo Vadis 4. Liga? an. Dann nehme ich alle unsere 4. Ligisten aus dem OLVSB unter die Lupe und bewerte deren Chancen, auch bis Saison 21 trotz Ligenreduzierung noch zu den dann 44? 4. Ligisten aus BW zu gehören.

Ich bin schon sehr gespannt, welche Chancen sich (auch für meine eigene Mannschaft) errechnen lassen und welche Reaktionen das hervorruft. Bis dahin wird die Wartezeit durch den 2. Südbadenpokal überbrückt. Ich wünsche allen teilnehmenden Mannschaften viel Spaß und Erfolg, möglichst verletzungsfreie Spiele und zu guter Letzt auch ordentliche Einnahmen.

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